Erste Hilfe Magendrehung

NOTFALL-CHECKLISTE : Magendrehung

Eine Magendrehung ist ein Wettlauf mit dem Tod. Wenn ihr Hund einen aufgeblähten Bauch hat und dabei unruhig hin und her läuft, wenn ihm kein Platz recht ist – wenn er häufig zwischen Liegen, Stehen und Umhergehen wechselt oder gar schon einen gekrümmten Rücken zeigt – kann der dramatische Notfall bereits eingetreten sein. Warten Sie nicht ab ob sich das Ganze noch bessert. Wenn es eine Magendrehung ist, wird sich nichts mehr bessern. Eine Magendrehung ist äußerst heimtückisch und zerstört schon nach kurzer Zeit den Magen und andere lebenswichtige innere Organe. Ihr Hund vertraut Ihnen – handeln Sie bevor es zu spät ist!

A. AUSGANGSLAGE

  • der Hund zeigt plötzlich die Anzeichen einer Magendrehung, Symptome siehe unten Punkt C.
  • das Tier kann ansonsten vollkommen gesund sein
  • die Symptome können nach dem Fressen und vielleicht einem wilden Herumtollen auftreten
  • es kann aber auch aufgrund einer vollkommen unbekannten Ursache sein
  • betroffen sind vor allem größere Hunde, insbesondere mit tieferem Brustkorb
  • mit zunehmendem Lebensalter und gedehnten Bändern, die den Magen halten, steigt das Risiko
  • es bleibt nur wenig Zeit
  • der Hund muss unverzüglich zum Tierarzt
  • ohne einen chirurgischen Eingriff wird das Tier sterben
  • durch den verdrehten Magen sind sowohl Mageneingang wie Magenausgang abgeschnürt
  • der Mageninhalt kann weder in Richtung Darm entleert noch erbrochen werden
  • sich entwickelnde Gase blähen den Magen lebensgefährlich auf
  • durch die Verdrehung wird der Magen nicht mehr richtig durchblutet und kann teilweise absterben

B. HINTERGRUND-INFOS

  • der Magen des Hundes ist nicht starr mit der Bauchhöhle verbunden, sondern wird beweglich von flexiblen Bändern an seiner Position festgehalten
  • darüber hinaus sorgen am Mageneingang die Speiseröhre und am Magenausgang der Dünndarm für eine stabile Ausrichtung
  • der Magen des Hundes kann in kurzer Zeit eine große Menge an Nahrung aufnehmen
  • dabei kann er sich in jede Richtung dehnen
  • Blutgefässe und Nerven führen an der Speiseröhre, dem Dünndarm und den Bändern entlang zum Magen und versorgen ihn
  • im Magen entstehende Gase können nach oben über die Speiseröhre entweichen, wenn unsere Fellnase einmal rülpst
  • natürlich geht es auch in diese Richtung, wenn er sich einmal übergeben muss
  • in die andere Richtung – ’nach hinten‘ geht es mit dem Nahrungsbrei – in den Dünndarm
  • für die Funktion des Magens ist es essentiell wichtig dass beide Öffnungen verfügbar sind

B.1 Ursache der Magendrehung

  • die eigentliche Ursache der Magendrehung beim Hund ist wissenschaftlich nicht eindeutig nachgewiesen – daher gibt es hier viele Spekulationen
  • man muss von einem multifaktoriellen Zusammenwirken vieler Einzelfakoren ausgehen
  • von Magendrehungen sind häufiger die Rassen mit großem Brustkorb betroffen, bei denen der Magen viel Platz hat, sich um die eigene Achse zu drehen. Am besten ist es den Züchter zu fragen, ob ihm Fälle bekannt sind.
  • betroffene Hunderassen sind u.a.: Dogge, Schäferhund, Boxer, Chow Chow, Greyhound, Dobermann, Molosser
  • meistens sind die Tiere bereits über zwei Jahre alt
  • für ältere Hunde scheint das Risiko größer zu sein, möglicherweise wegen einer Bindegewebeschwäche im Bereich der Aufhängung des Magens
  • die Magendrehung wird häufiger abends und nachts als morgens und tagsüber bemerkt (Bringen Sie trotzdem auch spätabends den Hund in die Tierklinik! Am Morgen lebt er vielleicht nicht mehr!)
  • Auf jeden Fall wird eine Magendrehung gefährlich, wenn der Hund nicht sofort zum Arzt kommmt. Ein Selbstheilung gibt es bei diesem lebensgefährlichen Notfall nicht.

B.2 Risikofaktoren der Magendrehung beim Hund

  • Füttern einer einzigen, großen Futterportion am Tag (RAGHAVAN et al.,2004)
  • Risiko steigt bei Verfütterung aus einer erhöhten Futterschüssel (vermutet wird das Mitschlucken von Luft)
  • familiäre Vorbelastung
  • Trockenfütterung (möglicherweise wegen Volumenzunahme durch Quellung des Futters im Magen)
  • große Hunde mit Schulterhöhe über 60 cm
  • Hunde mit großem, tiefem Brustkorb
  • das Risiko steigt mit zunehmendem Alter (vermutet wird, dass die Festigkeit der Bänder die den Magen halten, im Laufe des Lebens nachlassen
  • Stress kann das Risiko ebenfalls steigern (GLICKMAN et al., 1997; ELWOOD et al., 1998)

Abbildung: Magendrehung

Sie dürfen dieses Bild mit Quellenangabe gerne auf ihrer Vereinsseite oder Homepage verwenden.

Wenn der Notfall eingetreten ist und ihr Hund die Symptome einer Magendrehung (s.u.) aufweist, beginnt für ihn ein Rennen gegen die Uhr. Abwarten oder gar ignorieren ist sein sicherer Tod! Nichts – aber auch gar nichts wird sich durch Abwarten verbessern – im Gegenteil. Seine Zeit läuft ab. Machen Sie ihrer Familie unmissverständlich klar – egal ob Wochenende, Mitternacht oder kurz vor Abflug in den Urlaub mit gepackten Koffern: ein Familienmitglied ist in allerhöchster Lebensgefahr und muss sofort (!) zum Arzt oder in die Klinik. Jedes Zögern und jede halbherzige Unentschlossenheit kann seinen Tod bedeuten. »Wir haben einen Notfall in der Familie! Wir müssen jetzt handeln, bevor es zu spät ist!«

C. SYMPTOME

  • die Symptome können je nach Einzelfall mehr oder weniger stark auftreten
  • typisch ist der aufgeblähte Bauch
  • der Hund ist unruhig, läuft hin und her, sitzt viel
  • kein Platz ist ihm recht – er wechselt häufig zwischen Liegen, Stehen und Umhergehen, mit tiefhängendem Kopf, mit eingezogenem Bauch und gekrümmten Rücken
  • er will nichts fressen
  • starker Speichelfuss
  • häufiger Würgereiz, er versucht sich vergeblich zu erbrechen oder Kot abzusetzen
  • der Bauchumfang kann im fortschreitenden Verlauf trommelartig zunehmen
  • wenn man vorsichtig gegen die Bauchwand klopft, ist ein Trommel-ähnliches Geräusch zu hören
  • der aufgeblähte Magen kann auf die Lunge drücken und die Atmung behindern mit der Folge von Atemnot
  • im weiteren Verlauf setzt eine Teilnahmslosigleit ein bis zum Schockzustand
  • stark erhöhter Puls; ggf. den Herzschlag überwachen mit -> Puls prüfen

D. NOTFALLMASSNAHMEN

  • keine (!) notfallmedizinische Maßnahmen durch den Ersthelfer möglich
  • der Ersthelfer kann hier nur dafür sorgen, daß der Hund so schnell wie möglich zum Tierarzt kommt

E. TRANSPORT ZUM TIERARZT

  • wenn möglich einen Helfer organisieren, herbeirufen oder herwinken, auch ggf. auch laut um Hilfe rufen
  • vorab mit Tierarzt telefonisch Kontakt aufnehmen
  • sicherstellen daß die Praxis oder Klinik geöffnet hat
  • wenn der Hund gehen kann, sollte man ihn lassen
  • die Fahrt zum Tierarzt sollte so schnell wie möglich erfolgen, dabei darf man aber keine unnötigen Risiken auf sich nehmen sein
  • wenn man selbst zu aufgeregt zum Autofahren ist sollte man jemand Anderen bitten dies zu übernehmen
  • weitere Details zum Transport des verletzten Hundes

E.1 Folgen einer Magendrehung

  • durch die Verdrehung des Magens sind der Mageneingang zur Speiseröhre hin und der Magenausgang zum Dünndarm blockiert
  • Mageninhalte und Gase können nicht mehr aus dem Magen entweichen
  • der Magen kann sich bis zum Bersten mit Fäulnis-Gasen auffüllen
  • der Magen kann durch Druck über das Zwerchfall Atmung und Herz-Tätigkeit beeinträchtigen
  • Magengewebe kann durch die unterbrochene Blutversorgung unwiederbringlich absterben
  • es droht die Perforation der Magenwand, der Mageninhalt kann in die Bauchhöhle gelangen
  • die Milz hat sich mit dem Magen mitgedreht und ist ebenfalls vom Blutkreislauf abgeschnitten
  • aufgrund der vielen Schädigungen droht ein lebensbedrohlicher Schock
  • lebensbedrohliche Herzrythmusstörungen können hinzu kommen
  • die Todesrate bei einer Magendrehung ist sehr hoch: etwa 30 Prozent der Hunde mit Magendrehung sterben daran oder müssen eingeschläfert werden

F. WEITERE HINWEISE

F.1 MAGENDREHUNG-PRÄVENTION

  • wie bereits oben beschrieben ist die eigentliche Ursache der Magendrehung wissenschaftlich nicht nachgewiesen – daher gibt es viele Ratschläge und Spekulationen
  • eine wirksame Prävention ist aber nicht sicher möglich
  • es sollten nicht zu große Portionen auf einmal gefüttert werden – also auf keinen Fall die Eine-Portion-am-Tag Fütterung.
  • auf die ausschließliche Trockenfütterung sollte verzichtet werden, weil diese Art von Nahrung länger im Magen bleibt
  • der Hund sollte nach der Fütterung etwa zwei Stunden nicht spielen, nicht springen oder herumtollen
  • auch sollte das Wälzen um die Körperachse und das Treppensteigen in der Zeit vermieden werden